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3. Die Ankunft in den USA: Castle Garden

Heinrich Lemcke, im Husumer Wochenblatt, Mai 1886: Abfertigung in Castle Garden:

„Auf ein gegebenes Zeichen öffnete sich mit einem Male die jenseits gelegene Pforte des Depots und nun zog ein Schwarm von über zwölfhundert Emigranten, denn so viele Zwischendecks-Passagiere hatte die ‚Rugia‘ überbracht, in die Riesen-Rotunde. – Der Nationalität nach waren die meisten Deutsche aber auch viele Österreicher, Ungarn, Schweizer, Schweden, Norweger und Dänen erblickte ich. Im Gänsemarsch mit Kisten, Kasten und Bündel, ja oftmals mit Säuglingen bepackt, zogen sie an den diversen Bureaus vorbei, dann lagerte sich Alles. […]

An einem Pfeiler sahen wir eine deutsche Familie, fast einen ganzen Stammbaum bildend. Fünfzehn Personen waren es – das zählte! – Dort in der Ecke erblickten wir ein blutjunges, hübsches Mädchen, eine Waise, kaum 16 Jahre alt, die mutterseelenallein die Reise übers Weltmeer machte; - hier sehen wir eine Gruppe vom Schicksal und Nahrungssorgen heimgesuchter, abgemagerter Männer, - dort eine Anzahl schreiender Säuglinge […], hier ein Mann mit grauem Haar, anscheinend ein Fünfziger, dessen sorgenvoller Blick verräth, dass er voll Bangigkeit der Zukunft entgegenblickt – dort ein Allerwelts-Schneider, der seinen Schiffsfreunden, lauter jungen, flaumbärtigen Männern, einen Vortrag über die amerikanische Kunst, reich zu werden, hält.“

Quelle: Paul-Heinz Pauseback: Übersee-Auswanderer aus Schleswig-Holstein. Husum 2000, S. 91.

Betrüger und Geschäftemacher in Castle Garden

Betrüger und Geschäftemacher in Castle Garden Bild klicken zum Vergrößern
Quelle: Zit. nach Bartolosch, Thomas A. (u.a.): Vom Westerwald bis Amerika. 1996, S. 96.

Präsentation

Die erste Quelle ist ein im Husumer Wochenblatt veröffentlichter Brief. Das H.W. publizierte regelmäßig Briefe von Auswanderern, um den Zuhausegebliebenen einen Eindruck von der Migration zu geben. Der Bericht zeigt, was für unterschiedliche Personen(gruppen) auswanderten.

Die Karikatur zeigt die Betrüger und Geschäftemacher im Umfeld von Castle Garden. Castle Garden wurde 1811 als Artilleriestellung im Süden Manhattans errichtet. 1840 wurde es als Theater umfunktioniert. 1855 wurde die frühere Festung an den Bundesstaat New York verpachtet, der sie bis 1890 als Empfangsstation für sieben Millionen Einwanderer in die USA nutzte, bevor 1892 die neuen Einrichtungen auf der nahegelegenen Insel Ellis Island eröffnet wurden.

Fragen

Wie wurden die Einwanderer im Land ihrer Träume nach einer langen Überfahrt empfangen?
  1. Fasst zunächst zusammen, welche Eindrücke Heinrich Lemcke schildert.
  2. Beschreibt die Karikatur über den Empfang in Castle Garden und danach legt dar, welchen Eindruck der Karikaturist von der Aufnahme in den USA vermitteln will.

Anzeige des Lehrer-Ansicht auf die Antworten finden.


Geographisch/Historisch Kontext

In Castle Garden kamen bis 1892, dem Jahr als Ellis Island öffnete, ca. 7 Millionen Immigranten an. Bevor Castle Garden zur zentralen Einwandererstelle wurde, kamen die meisten Einwanderer im New Yorker Hafen an. Es gab also keine zentrale Einwandererstelle. So wurden viele Einwanderer von Betrügern in Empfang genommen, die sich die Unwissenheit und Unerfahrenheit der Neulinge zu Nutze machten. Insgesamt gab es verschiedene Gründe, warum eine zentrale Einwanderungsstelle ins Leben gerufen wurde, nämlich: Registrierung der Einwanderer, Geldwechsel zu fairen Preisen, Verkauf von Zugtickets, Hilfe bei der Wohnungssuche, Untersuchungen durch Ärzte… Ein Nebeneffekt war aber auch, dass die Einwanderer weniger betrügerischen Umtrieben ausgesetzt waren.

Antworten

  • Die Quelle verdeutlicht die Mühen der Auswanderung, zeigt die Sorgen der Auswanderer und die soziale Not.
  • Die Karikatur verdeutlicht, dass bei der Ankunft eine Vielzahl von Gefahren durch Betrüger und Diebe im Umfeld von Castle Garden lauerte.
  • Die SuS sollen die Perspektive der Auswanderer unmittelbar nach der Ankunft einnehmen und aus der Perspektive der Betroffenen die Situation schildern. Dabei ist ein Transfer zu heute auf die Situation der ankommenden Migranten erwünscht. Hier können erneut auch die Motive für Migration diskutiert werden.

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