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3. Wohin sie gehen mussten (Teil 1)

Auszug aus dem Sachbuch „Uiber die Tiroler“ von Joseph Rohrer, 1796

„Sobald der Bube in einigen Gerichten des Imster Kreises nur laufen kann, so muss er sich auch schon gefallen lassen, außer seinem Mutterlande Nahrung und Verdienst zu suchen. Man kann die Anzahl der Knaben, welche alljährlich vom siebenten Jahre ihres Alters bis zum fünfzehnten aus den Pfarreien Delfs, Nasereit, Imst, Lermes, Reuti, Vils, Tannheim (Telfs, Nassereith, Imst, Lermoos, Reutte, Vils, Tannheim) zu Pferde-, Kühe-, Schaafe(!)-, Ziegen-, Schweine- und Gänsehüten nach Schwaben ziehen, zuverlässig mit 700 angeben. Die meisten dieser Kinder sammelten sich zur Marktzeit in der Reichsstadt Kempten, wo sie Bauern um die leidlichsten Bedingungen zu Gebothe(!) stehen.“

Quelle: Harb, Köll, Melichar, Plattner: Quellen, Texte, Bilder zur Tiroler Landesgeschichte. Wien 1996.

Präsentation

„Lexikon“ zum leichteren Verständnis:

  • Ein Gericht war nicht nur ein Ort der Rechtsprechung, sondern auch eine Verwaltungseinheit.
  • Die Ortsnamen sind in einer altertümlichen Sprache aufgeschrieben – sie wurden direkt in der Textquelle in die heute verwendete Form übertragen.
  • „uiber“ ist ein Dialektausdruck für „über“.

Fragen

  1. Aus welchem Jahr stammt dieser Bericht über die Tiroler?
  2. Zu welchen Arbeiten wurden die „Schwabenkinder“ herangezogen?
  3. Stell dir vor, du bist ein Tiroler Kind am Kindermarkt in Ravensburg. Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf, wenn du dort wartest.

Anzeige des Lehrer-Ansicht auf die Antworten finden.


Beschreibung und Analyse

Wie es zum Begriff „Schwabenkinder“ kommt:

„Wie jedes Frühjahr, so kommen auch heuer am 28. März die Tiroler Hütekinder in Friedrichshafen durch den Hütekinderverein zum Verkauf.“ So lautete eine Kundmachung 1913 in der Zeitung „Der Landarbeiter“ in Friedrichshafen (zitiert in Otto Uhlig, Die Schwabenkinder in Tirol und Vorarlberg, 1983, S.15). Das „Hütekind“, welches nach Schwaben vermittelt werden sollte, war kein Kind aus Schwaben, sondern ein Kind in Schwaben – und zwar ein unschwäbisches!

Diese Form der (saisonalen) Kinderarbeit wurde 1625 erstmals urkundlich erwähnt – im 19. Jahrhundert zogen bereits mehr als 3000 Kinderpro Jahr zum Arbeiten in die Ferne.

Antworten

  1. Dieser Bericht stammt aus dem Jahr 1796.
  2. Die Schwabenkinder mussten vor allem die Haustiere versorgen und hüten.
  3. Welcher Herr wird mich nehmen? Werde ich einen guten Platz bekommen? Wie wird das Essen sein? Wie wird der Bauernhof aussehen, auf dem ich arbeiten werde?, Hoffentlich hebe ich nicht Heimweh,…..