Lehrer | Student
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Lehrplanbezug

Die Sequenz bezieht sich auf die Kernlehrpläne des Landes NRW. Dort im gymnasialen Bereich auf das Inhaltsfeld 10 „Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg“, hier besonders auf den Schwerpunkt „Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext“. Das Inhaltsfeld wird an Gymnasien in der Klasse 9 unterrichtet.

Das Inhaltsfeld entspricht dem in der Gesamtschule (11) und der Realschule (8). An beiden Schulen werden die Inhaltsfelder in der Klasse 10 unterrichtet. Deutschland

Zusammenfassung

Schon früh hat sich Thomas Mann mit dem Faschismus auseinandergesetzt. Als Nobelpreisträger und als Aushängeschild des „anständigen Deutschlands“ wurde er mehrfach gebeten, sich im Exil auch politisch gegen den Nationalsozialismus zu äußern und andere – weniger bekannte Exilanten – darin zu unterstützen. Lange Zeit verschloss sich Mann diesem Ersuchen. Das Dokument von 1936, der in der Zürcher Zeitung veröffentlichte Brief, ist seine erste deutliche öffentliche Stellungnahme gegen den Nationalsozialismus im Exil.

Die nationalsozialistische Administration hatte sich seit 1933 wiederholt mit dem prominenten Exilanten beschäftigt und darüber beraten, ob man ihn ausbürgern solle. Insbesondere das Auswärtige Amt hatte mehrfach davon abgeraten, weil es einen enormen Ansehensverlust für Deutschland befürchtete. Nach der Veröffentlichung des Briefes von Thomas Mann übernahm es aber selbst die Initiative zur Ausbürgerung. Dabei ist aber interessant, dass man sich mit dem Verfahren viel Zeit ließ: Es sollten die olympischen Spiele abgewartet werden, damit ein möglicher Imageschaden nicht den enormen Propagandaerfolg der Spiele beeinträchtigte. Schlimmstenfalls befürchtete man Boykotte bei den olympischen Spielen. Diese sollten auf jeden Fall vermieden werden.

Konzeptionelle Ziele

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln Deutungen zum Vorgehen der Nationalsozialisten auf der Basis von Quellen und Darstellungen.

Sie wechseln dabei die Perspektive, sodass ihre Deutungen auch den zeitgenössischen Hintergrund und die Sichtweise anderer adäquat erfassen.

Sie ordnen historische Geschehnisse, Strukturen und Personen chronologisch, räumlich und sachlich ein. Dadurch können sie das Verhalten der Nationalsozialisten erklären und erläutern, dass die Ausbürgerung Manns nicht den Propagandaerfolg der olympischen Spiele beeinträchtigen sollte.

Sie erkennen, dass ein diktatorisches Regime sich notwendigerweise in Widersprüche verstrickt, wenn nach außen versucht wird, den diktatorischen Charakter zu verschleiern.

Sie wenden elementare Schritte der Quelleninterpretation an und nutzen grundlegende Arbeitsschritte zur sach- und fachgerechten Informationsentnahme und Erkenntnisgewinnung aus Bildquellen und Schaubildern.

Sie analysieren, vergleichen, unterscheiden und gewichten in Ansätzen das Handeln von Menschen im Kontext ihrer zeitgenössischen Wertvorstellungen und im Spannungsfeld von Offenheit und Bedingtheit.