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Lehrplanbezug

Bayern, Realschule, 9. Jahrgangsstufe Totalitäre Herrschaft, Zweiter Weltkrieg und die Folgen Deutschland

Bayern, Gymnasium, 9. Jahrgangsstufe

  • Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
  • Blockbildung, deutsche Teilung und Ost-West-Konflikt bis in die 1960er Jahre

Zusammenfassung

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der tschechoslowakische Staat gegründet, in dem die Deutschen nur mehr eine Minderheit bildeten. Das Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen blieb in Folge der Staatsgründung schwierig. 1938 wurde das Sudentenland an das Deutsche Reich angeschlossen, am 30.9.1938 besetzte das NS-Regime auch die Rest-Tschechei. Jeder tschechische Widerstand wurde rücksichtslos durch Verhaftungen, Einweisung in Konzentrationslager, Todesurteile und Vergeltungsmaßnahmen bekämpft. Kriegsbedingt kam es während der sechsjährigen NS-Herrschaft in der Tschechei auch zu einer rücksichtslosen Ausbeutung der tschechischen Arbeiter. Nach dem Krieg folgte die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei. Dieses umstrittene Thema belastet bis in die Gegenwart die deutsch-tschechischen Beziehungen. Erst unter dem Dach der Europäischen Union gelingt eine allmähliche Aussöhnung.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde gegen den erklärten Willen der deutschstämmigen Bevölkerung in Böhmen, Mähren und Mährisch-Schlesien der tschechoslowakische Staat gegründet. Der von den österreichischen Habsburgern regierte Vielvölkerstaat der Habsburgmonarchie hörte auf zu existieren. Im neuen tschechisch dominierten Staat bildeten die an den Grenzen seit Jahrhunderten angesiedelten Deutschen eine Minderheit. Ein Anschluss an Österreich oder das Deutsche Reich blieb aus. Das Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen entwickelte sich schwierig. Viele Deutsche hielten von nationalsozialistischen Parteien aufgewiegelt am Ziel des Anschlusses fest. Mit dem Münchner Abkommen vom 30.09.1938 wurde das Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen. Am 15.03.1939 wurde die Slowakei selbstständiger Staat, die Rest-Tschechoslowakei wurde von der deutschen Wehrmacht besetzt. Jeder tschechische Widerstand wurde rücksichtslos durch Verhaftungen, Einweisung in Konzentrationslager, Todesurteile und Vergeltungsmaßnahmen bekämpft. Kriegsbedingt kam es während der sechsjährigen NS-Herrschaft auch zu einer rücksichtslosen Ausbeutung der tschechischen Arbeiter. Über 600.000 wurden auch in Deutschland als Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Nach dem Krieg kam es zu gewaltsamen Übergriffen auf Sudetendeutsche sowie zu Internierung, Enteignung und Vertreibung von ca. 2,9 Millionen Menschen aus der Tschechoslowakei. Dieses umstrittene Thema belastet bis in die Gegenwart die deutsch-tschechischen Beziehungen. Heute sind beide Seiten unter dem Dach der Europäischen Union um eine aufrichtige Aussöhnung bemüht.

Konzeptionelle Ziele

  • Die Schüler sollen verstehen können, welches Leid die NS-Terrorherrschaft über die Tschechen gebracht hat.
  • Die Schüler sollen verstehen können, warum Deutsche aus dem Sudetenland vertrieben wurden.
  • Die Schüler sollen verstehen können, wie schwierig eine Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen angesichts der historischen Ereignisse ist.
  • Die Schüler sollen verstehen können, welchen Beitrag Europa bzw. die EU für eine Aussöhnung leisten kann.

Methodische Ziele und Skills

  • Analysieren, interpretieren und vergleichen von Bildern
  • Analysieren, interpretieren und vergleichen von historischen Textquellen
  • Analysieren, interpretieren und vergleichen von historischen Karten

Anregung von Aktivitäten

Kartenanalyse: Zum Einstieg sollen die Schüler eine Karte der 1918 gegründeten Tschechoslowakei analysieren und ihre Ergebnisse mit ihren Vorkenntnissen aus dem bisherigen Geschichtsunterricht in Verbindung bringen können.

Bild-/Textinterpretation: Die Schüler sollen historische Fotografien und Redeprotokolle aus den Jahren 1938, 1941 und 1943 in den historischen Kontext einordnen und ihre Aussagekraft zueinander in Bezug setzen können.

Textinterpretation: Die Schüler sollen eine deutsch-tschechische Erklärung aus dem Jahre 1997 unter dem Gesichtspunkt der Versöhnung interpretieren können.

Anregung der Auswertung

Um das Wissen der Schüler zu bewerten, kann man sich an folgenden Leitfragen orientieren:

  • Sind die Schüler in der Lage die verschiedenen Perspektiven der Sudentendeutschen und der Tschechen zu erkennen und in einen gemeinsamen historischen Kontext einzuordnen?
  • Können die Schüler die Ereignisse von der Staatsgründung der Tschechoslowakei 1918 bis zum Anschluss des Sudetenlandes 1938 in ihren Zusammenhängen und chronologischen Abläufen einordnen.
  • Können die Schüler die Besetzung der Tschechoslowakei durch das NS-Regime und die daraus resultierenden Folgen in Bezug setzen?
  • Können die Schüler nachempfinden, wie schwierig eine Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen angesichts der historischen Ereignisse ist?
  • Können die Schüler verstehen, welche Rolle ein gemeinsames Europa für den Aussöhnungsprozess spielt?